Die ersten Strahlen des neuen Tages erhellen die weite Fläche und enthüllen unter mir eine schroffe Schönheit inmitten einer verlassenen und unwirtlichen Umgebung. Während meine Augen sich am faszinierenden Ausblick kaum sattsehen können, schweifen meine Gedanken ins Cockpit, wo das Fliegen über solch abgelegene Gebiete einzigartige Herausforderungen für Piloten birgt. Im Gegensatz zu dicht besiedelten Regionen mit gut etablierten Flugverkehrskontrollsystemen fehlen in entlegenen Gebieten oft bodengestützte Navigationshilfen. Umso mehr müssen die Piloten ausgezeichnet ausgebildet sein und einen breiten Erfahrungsschatz haben um diese Regionen sicher zu durchfliegen.
Navigation durchs Nirgendwo
Zu Beginn meiner Pilotenausbildung lernte ich anhand visueller Referenzen zu navigieren. Dazu galt es einen Flugplan erstellen, der sich aus visuellen Orientierungspunkten wie Strassen, Seen oder
Ortschaften zusammensetzte. Ich flog entlang meiner selbst kreiierten Luftstrassen um das vorgegebene Ziel zu erreichen. Als Linienpilot auf Routen zu entfernten Orten rund um den Globus
verbargen Wolken oder der nächtlichen Schleier diese irdischen Wegweiser und erforderte eine etwas andere Art der Navigation.
Beinahe hundert Jahr ist es her, als der ersten Luftpostflug über die beiden amerikanischen Metropolen New York und San Francisco miteinander verband. Um die Piloten bei der Wegfindung zu
unterstützen wurden Hunderte von Leuchtfeuern auf Berggipfeln platziert. Wie zu alten Zeiten zeichneten diese Wächter die Pfade ans Firmament und ebneten so den Weg für die Luftpioniere. Mit der
Zeit wich Feuer und Licht dem subtileren Summen von Funkfeuern (NDB, VOR), die ihre Position (Peilung und Entfernung) sich auf dem weiterentwickelten Instrumenten im Cockpit darstellen liessen.
Diese bodengestützten Navigationshilfen sind jedoch wartungsintensiv und benötigen vor allem eines: Festen Boden unter sich. Etwas, dass sie für entlegenen Gebieten oder den Weltmeeren weniger
praktikabel macht. Vor der Erfindung de Satelittennavigation mittels GPS wurden Trägheitsnavigationssysteme (INS) und ein Langstreckenfunknavigationssystem (LORAN) entwickelt. Sie ermöglichten
einen Quantensprung bei der sicheren und präzisen Überquerung unwirtlicher Gebiete. Heutzutage verlassen wir Piloten uns stark auf satellitengestützte Navigationssysteme. Das GPS bietet dank
seiner präzisen Positionsbestimmung eine äusserst genaue Navigation. Dies selbst in Abwesenheit jeglicher bodengestützter Navigationshilfen. So haben sich die einst leuchtenden Leuchtfeuer in
kryptische Fünf-Buchstaben-Wegpunkte verwandelt - Koordinaten als eine Abmachung der Fliegergemeinschaftie und unsichtbar in die Luft eingraviert. Entlng ihnen bilden sich die heutigen
Luftstrassen. Dabei durchkreuzen sie unsichtbar die Kontinente dieser Erde und verbinden die pulsierenden Herzen ihrer Metropolen.
Kommunikation in abgelegenen Regionen
Im Cockpit
Über das Bild
Das Titelbild meines 2024er-Fotokalenders mit dem Titel "Sailing above Sand" ist eine Hommage an die Synergie zwischen pilotischem Könnenk und technologischen Wundern. Das Navigieren durch entlegene Gebiete erfordert von uns Piloten eine harmonische Mischung aus präziser Navigation, effektiver Kommunikation und aufmerksamem Überwachen.
Aufgenommen mit einer Sony 7S + 24-105mm F4 G SSM @24mm, ISO125, f/5.6, 1/320sec
Über "Behind the Image"
In meinem Fotokalender "Up in the Sky" gewähre ich faszinierende Einblicke in meinen Alltag als Linienpilot. Diese Blogserie ergänzt den Fotokalender und erzählt die Geschichte hinter dem Moment, in dem das Bild aufgenommen wurde. Zudem bietet sie Hintergrundinformationen darüber, was sich im Cockpit ereignet hat und wie das Bild entstanden ist.
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